Tanken - schon ein Abenteuer
Der erste Tankstop kurz vor Frankfurt veranschaulichte mir und dem grinsenden
Tankwart zudem einen weiteren Nachteil des Rollers: um an den Tankeinfüllstutzen zu gelangen, muss man leider die Sitzbank, in meinem Fall die schwer beladene Sitzbank, hochklappen. Ich löste also zuerst die
zahlreichen Expandergummis, mit denen ich sowohl den Nylonrucksack und das Zeltbett als auch den Seesack verzurrt hatte. Endlich, nachdem ich alle Utensilien fein säuberlich neben der Zapfsäule aufgereiht hatte,
konnte ich mich der eigentlichen Betankung widmen. Wie erfrischend diese Trimmübungen nachts um zwei Uhr bei strömendem Regen sein konnten, sollte ich noch oft in Frankreich erfahren. Doch auch auf meiner Fahrt in
den Schwarzwald begann es zu tröpfeln. Die schweren LKW, die sich beängstigend nah an mir vorbeizuschieben pflegten, sorgten auch nicht gerade für bessere Sicht. Im Gegenteil: sie schleuderten mir Wasser und Regen
gleich eimerweise entgegen. Da die meisten Fahrer es nicht einmal für nötig hielten für ein Überholmanöver die Fahrspur zu wechseln, wich ich mehr als nur einmal auf den Randstreifen aus. Besonders gewaltigen
"Brummis" ermöglichte ich auf diese Weise aber auch freiwillig ein Überholen meines trägen Gefährts. Mit Hupe, Lichtsignalen oder Handzeichen bedankten sie sich für mein ungesetzliches mir aber sicherer
erscheinendes Verhalten. Somit war meist beiden Seiten gedient: ich entging dem Sog der schweren Fahrzeuge, der mich oft genug in greifbare Nähe der auf- und niederhüpfenden Zwillingsreifen gezogen hatte, die Laster
konnten hingegen ungehindert passieren. Nach den ersten 300 Kilometern bereute ich bereits meine Entscheidung, die Sitzbank der Vespa in serienmäßigem Zustand belassen zu haben: nur Freiluftübungen während der
Fahrt, die den Beifall einer auf einem offenen LKW sitzenden Gruppe französischer Soldaten fanden, ermöglichten mir ein weiteres Ausharren auf diesem italienischen Folterinstrument.
Leistungsschwächen - nicht nur beim Roller
Völlig erschlagen erreichte ich Keppenbach, ein kleines Dorf in der Nähe von Freiburg. Ein heißes Bad und der freundliche Empfang durch meine Großeltern brachten mich schnell wieder
auf die Beine.
Schlafsäcke - wie in Abrahams Schoß
In der Nacht teste ich meinem bis -25 Grad einsetzbaren Schlafsack.
Schon hier erwies sich meine Entscheidung, ein wintertaugliches Exemplar zu erstehen, als richtig. Als Decke benutzt, verbrachte ich so eine wohltemperierte Nacht. Die Warnungen der Verkäufer, "Mit dem halten
Sie es aber in warmen Regionen nicht aus!", entpuppte sich zum Glück als Fehlinformation. Dass ich mich für einen vollsynthetischen Schlafsack entschieden hatte, wollte ich doch auch einmal ohne Zelt die ein
oder andere Nacht verbringen, sei nur am Rande erwähnt. Feuchtigkeit oder gar Regengüsse können solchen Modellen nicht viel anhaben. Sogar eine Waschmaschinenwäsche ist nach der Beendigung des Urlaubs möglich, ohne
dass die Füllmaterialien verklumpen. Zudem kamen Kunstfasern meiner Allergie gegen Bettfedern entgegen. Leider muss man für derartige Schlafsäcke, sollen sie zudem auch noch auf weiteren Reisen einsetzbar bleiben,
zwischen 300 und 500 DM investieren.
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