Mein erstes Schlauchboot trug den stolzen Aufdruck “Explorer”. Es handelte sich um ein ovales PVC-Gebilde, einem Autoreifen mit angeklebtem Boden nicht unähnlich. Für den
Vortrieb hatte ich mittels kleiner Ruder selbst zu sorgen, die durch anvulkanisierte Ruderdollen gesteckt wurden. Diese rissen nach wenigen Tagen eifrigen Gebrauchs aus. Von diesem Zeitpunkt an kam ich mit einem
Ruder aus, das ich fortan als Stechpaddel einsetzte. Mit diesem “Entdecker” machte ich die italienischen Mittelmeerstrände unsicher.
Ob meiner nicht abnehmenden Begeisterung für das Meer und eben
jene speziellen Boote ließen sich meine Eltern schließlich erweichen, mir ein kleines aber “richtiges” Schlauchboot zu kaufen. Die Anzeigenmärkte wurden durchforstet und schließlich ein in Größe und
Preis passendes Angebot gefunden: ein Sevilor. Das Boot wurde besichtigt und - na, ja - halbwegs für o.k. befunden, gekauft und im heimischen Garten “zu Wiese” gelassen. Am nächsten Morgen rannte ich
sofort zu meinem Boot, das als solches jedoch kaum mehr zu erkennen war. Platter als platt lag es auf der Wiese. Die porösen Schläuche hatten keine vierundzwanzig Stunden die Luft gehalten. Nun war guter Rat teuer.
Nach einem energischen Telefonat meines Vaters mit dem Vorbesitzer (schließlich hatte er das Boot ja gekauft - ich war noch lange nicht geschäftsfähig) erklärte sich dieser bereit, seine Gummiyacht zurückzunehmen.
Das war noch einmal Glück im Unglück, aber ich hatte wieder kein Boot mehr. Der Familienrat tagte und es wurde beschlossen, unter etwas erhöhtem finanziellen Einsatz die Suche wieder aufzunehmen. Damals war
ich dreizehn oder vierzehn Jahre alt, hatte aber schon eine erstaunliche Sammlung von Schlauchbootprospekten, Preislisten und allerlei anderen Informationsbroschüren zusammengetragen (die ich übrigens heute noch
mein Eigen nenne). So drehten sich die familiären Tischgespräche zu diesen Zeiten denn auch weniger um meine schulischen Aktivitäten, als vielmehr um den Unterschied von Luft- zu Holzkiel, die Vor- und Nachteile der
Fünffach-Hypalon-Haut, um Zodiacs, Wikings, Zephyrs, Gugels, Pischels usw. usw. Das nächste Wochenende nahte und mit ihm der neue Kleinanzeigenteil der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Und richtig: gelesen,
angerufen, gekauft! Es war ein uralter Wiking Planet mit spitzem Bug und spitzen Schlauchtüten am Heck - aber mit der (jedenfalls in den Prospekten) vielgerühmten 5-fach-Haut. Und ein alter Motor hing auch
hintendran, ein ILO mit fünf PS. “Den gebe ich Euch so dazu”, sagte der Vorbesitzer und sein Gesicht erhellte sich, als ob ein Fluch von ihm abgefallen wäre. So war es natürlich auch ... Im Laufe der
Jahre wurde der luftgekühlte ILO gegen ein 4-PS-Mercury ausgetauscht. Das Wiking wurde verkauft und durch ein Zodiac Mark II Compact mit 20 PS Mercury ersetzt. Ich hatte damals aber noch keinen Bootsführerschein -
und so blieb das Zodiac erst einmal unbenutzt zurück. Dann folgten bootsfreie Jahre - Urlaube wurden auf zwei Rädern angegangen. Für einen Urlaub in Spanien, Ampuriabrava, Rosas, kaufte ich “auf die
Schnelle” wieder ein Wiking - wieder uralt, wieder mit spitzem Bug und Hecktüten: ein Komet mit historischem 25 PS Johnson Außenborder. Ich bin keinesfalls ein besonderer Wiking-Fan, aber schon damals war das
Angebot dieser Boote sehr groß und die Preise vergleichsweise moderat. Es folgte ein Zephyr 304 mit 25 PS Johnson, darauf ein Callegari Albatros mit 55 PS Johnson mit Pinnensteuerung! Es folgte für ein kurzes
Intermezzo ein Pischel Bolero 440 TS mit 35 PS Johnson. Das Gugel Touring Plus - die nächste Errungenschaft - hatte einen 50 PS Mercury und wieder ein Steuerrad hinter der Windschutzscheibe. Längst hatte ich
natürlich mit den italienischen RIBs geliebäugelt: Boote mit Mittel- oder Hecksteuerständen, viel Platz im Innenraum und weit entfernt von den Kreationen deutscher Bootsbauer, die früher fast immer so aussahen wie
zu Wasserfahrzeugen umfunktionierte Automobile. Und so kam was kommen musste: das Konto wurde geräumt und ein RIB samt 50 PS Viertaktmotor mit Mittelsteuerstand wurde gekauft! Dass das Boot mit Namen SPORTIS nicht in Italien, sondern in Polen “vom Stapel” lief, mag überraschen. Wer sich dafür interessiert, der besuche doch einmal die entsprechende Internetseite!
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